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Mittwoch, 11. September 2013 -
Bei dieser Etappe wechselten wir ein paar Mal zwischen der Strasse und dem Camino hin und her. Während dem ganzen Tag pfiff uns ein lästiger Seitenwind um die Ohren.
Kurz nach dem Start fanden wir eine Waschanlage, bei der wir die verschmutzten Bikes wieder auf Vordermann brachten. Die Pneus wurden wieder auf den richtigen Druck aufgepumpt, die Kette frisch geschmiert und weiter ging's. Gemäss meinem Navi sollte die heutige Strecke nur auf der Strasse gefahren werden, aber wie gesagt waren wir auch auf dem Camino unterwegs. So sollte es kommen, dass genau bei einer Richtungsänderung auf den Camino, Telefonmonteure vor dem gelben Pfeil standen. So waren wir schwupps vorbei in falscher Richtung. Im etwa 3 km entfernten Dorf bemerkte ich diesen Irrtum. Aber was macht das schon aus; 6 km Umweg auf dieser langen Distanz von über 1000 km.
Unterwegs gab's zum ersten Mal grosse Sonnenblumenfelder zu sehen, deren Blüten noch nicht ganz verdörrt waren. Auch mehrere Pilger erblickten wir in dieser landschaftlich schönen Gegend. Bei der Ankunft in Zamora fanden wir unsere Unterkunft "Hotel Jarama". Das Zimmer war im 2. Stock und weil dort kein Lift vorhanden ist, war Gepäckschleppen angesagt. Beim Stadtrundgang holten wir den Pilgerstempel in der Mitte des 12. Jh. im romanischen Stil gebauten Kathedrale. Auf diesem Spaziergang hat man einen wunderbaren Blick von oben auf die "Puente de Piedra".
Donnerstag, 12. September 2013 -
Als wir Zamora verliessen, lachte bereits wieder die Sonne vom blauen Himmel herunter. Auf der N-
Von hier an herrschte unangenehm sehr viel Verkehr. Christine zündete den Turbo, mir blieb nicht's anderes übrig als im Windschatten mit zu ziehen um so schnell als möglich von dieser Strasse weg zu kommen. Nach der Abzweigung Richtung Tabara, wurde es auf der N-
Hier trafen wir ein deutsches Pilgerpaar, das auch mit dem Bike unterwegs war. Leider waren die zwei nicht sehr gesprächig und wir verabschiedeten uns mit einem gegenseitigen "Buen Camino".
Ab Tabara ging es dann wieder auf dem Camino weiter. Zuerst liessen wir uns im direkt am Weg gelegenen Pilgerbüro einen schönen Stempel eintragen. Anschliessend radelten wir wieder durch eine herrliche Gegend nach Santa Croya, wo wir uns in der vorausgebuchten Herberge "Casa Anita" meldeten. Anna, die Tochter der Herbergseltern, begrüsste uns freundlich. Sie hatte alle Hände voll zu tun, weil noch mehrere Pilger eintrafen. Darunter zwei Däninen, bei denen eine wegen Blasen an der Fussohle zum Arzt gehen musste. Insgesamt waren hier 10 Pilger anwesend, Franzosen, Deutsche, Dänen und wir Schweizer. Alle haben ihre Geschichten zu erzählen.
In dieser Herberge gibt's eine Waschmaschine und darum hatten wir wieder einen Grosswaschtag. Nach der Siesta im Garten und auf dem Zimmer, servierte uns Anna beim gemeinsamen Nachtessen die gewünschten Pilgermenues.
Freitag, 13. September 2013 -
Nach dem Aufstehen gab's zum Frühstück Kaffee aus der Maschine und Bocadillos, die Anna bereitgelegt hatte. Pilger die wir nicht mehr gesehen hatten, entdeckten wir unterwegs wieder.
Nach der Durchfahrt des nahegelegenen Dorfes Santa Marta bogen wir auf den Camino ab. Auf dieser Schotterpiste wurde ich vom "Halbschlaf" so richtig wachgerüttelt. Der Weg wurde immer breiter und wir staunten nicht schlecht, als mehrere Lastwagen auf dem Camino unterwegs waren. Der Autobahnbau ist im vollen Gange. Deswegen mussten wir auch 2 -
Hinter der Staumauer "Emblase Nuestra Señora de Agavanzal" radelten wir durch eine wunderschöne Natur am See entlang bis Villar de Farfon.
Weiter ging's abwechslungsweise vom Camino auf die N-
Samstag, 14. September 2013 -
Gleich um die Ecke des Hotels fanden wir eine Cafebar, in der uns eine nette Bulgarin ein tolles Früstück servierte.
Nachher waren wir den ganzen Tag wegen schwierigen Camino-
Bald waren wir in Lubian angekommen und schon begann der Aufstieg zum 2. Pass "Puerto de A Canda" mit 1217 m ü.M. auch nicht von schlechter Natur. Hier haben wir Galicien erreicht. Trotz der Anstrengung kamen wir zügig voran und fuhren in A Gudina ein. Hier trennen sich die Wege bis Ourense. Auf der Südroute pedalten wir zu unserer Unterkunft Meson de Erosa. Erosa liegt nur 8 km von der portugiesischen Grenze entfernt, schön eingebetet in der galizischen Landschaft.
Sehr günstig und erst noch mit 10% Rabatt wurde uns im Hotelrestaurant das Abendessen serviert. Wie überall in spanischen Baren und Restaurant's lief auch hier der grosse Fernseher. Heute gab's einen überragenden Messi im Spiel Barcelona gegen Sevilla zu bewundern. Barca gewann 3:2 in der Nachspielzeit. In dieser Nachspielzeit genossen wir den obligatorischen ? Schlummertrunk.
Sonntag, 15. September 2013 -
Nach dem Studium des Reiseführers, hatten wir uns zum Glück entschlossen (trotz der "Wegumleitung" wegen einer Baustelle), die Nordroute zu fahren. Wie sich später herausstellte, war die Landschaft von ihrer Schönheit kaum zu überbieten. Gleich nach dem Frühstück radelten wir in den noch kühlen Morgen auf einer schmalen Strasse durch das Dörfchen Erosa und weiter auf einer unbefestigten Bergstrasse.
Ca. 5 km nach Erosa standen wir vor einer Rampe mit geschätzter Steigung von 20 %. An Radfahren war hier überhaupt nicht zu denken. Also hiess es während fast 2 km Fahrrad schieben. Auf einer Höhe von etwa 1100 m ü.M. fuhren wir dann weiter und erreichten in "A Venda Da Capela" die Nordroute. Wir durchfuhren einfache, arme Dörfer und erreichenten bei Tageskilometer 25 Portocamba. Diese herrliche Landschaft war für uns das Herzstück der ganzen Pilgerreise. Jetzt ging es 10 km den Berg runter nach Laza, wo wir uns einen Bocadillo genehmigten. Das hatten wir nötig, denn bald begann der nächste Aufstieg nach Albergueria.
Auf der ganzen Etappe gab's viele Pilger mit "Hola, Buen Camino" zu begrüssen. So auch ein Pilger den wir vorgestern schon gesehen hatten. Wie konnte er nur schneller sein als wir? Sicher nicht zu Fuss. Ausser den Pilgern gab's keine Menschenseele zu sehen. Nur lästige Fliegen begleiteten uns.
Im kleinen Ort Albergueria fuhren wir direkt zur Bar "Rincon del Peregrino". Rincon del Peregrino heisst übersetzt so viel wie "Pilgereck", ein Punkt an dem sich Pilger treffen. Die Attraktion der Bar sind die vielen Jakobsmuscheln, mit denen die Wände dekoriert sind. Seit Jahren werden die Pilger dazu aufgefordert, ihren Namen auf einer Muschel zu hinterlassen. Das haben wir natürlich auch gemacht.
Nach den Strapazen dieser königlichen Etappe (1200 hm), hatten wir uns auch eine königliche Unterkunft verdient. Diese fanden wir in Couso. Das "La Aldela de Couso" ist eine ehemalige Ansiedlung im ländlichen Galizien. Die Zimmer präsentieren sich in verschiedenen, restaurierten Gebäuden im Landhausstil mit typischen Holzbalken. Nach dem königlichen Nachtessen mit Schlummertrunk, genossen wir das königliche Bett.
Montag, 16. September 2013 -
Weil mit 50 km Länge eine kurze Etappe mit Tendenz abwärts bevorstand, konnten wir heute länger schlafen. Um halb zehn sollte das Frühstück bereit sein, aber weil der Kellner vermutlich verschlafen hatte, wurde es ein bisschen später. Das war weniger königlich! Anschliessend machten wir uns auf den Weg. Schon am Anfang hiess es 400 m schieben auf 1000 m Höhe hinauf.
Oben angekommen, genossen wir die nächsten 45 km Fahrt mit wenigen Gegensteigungen nach Ourense auf 200 m ü.M. Da wir ja Galizien erreicht hatten, gab's nun auch viele Kornspeicher zu sehen. Die Mittagspause verbrachten wir auf einem Platz in Xunqueira de Ambia, direkt neben der Kirche. Dort befindet sich auch die Gemeindeverwaltung, wo wir von einer vielbeschäftigten Dame den Stempel in den Pilgerausweis gedrückt bekamen. Dann ging's zügig weiter und gegen 15 Uhr fuhren wir in Ourense ein. Es war heute eine einfache Etappe, aber die Müdigkeit machte sich bereits bemerkbar.
Nach dem Zimmerbezug im Hotel San Martin, hatten wir genügend Zeit die Kathedrale und andere Sehenswürdig-
Dienstag, 17. September 2013 -
An diesem Tag liessen wir uns schon vor 7 Uhr wecken, stand doch wieder eine längere Distanz auf dem Programm. Gleich nach dem Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und schon sassen wir auf dem Velo. Nur so schnell als möglich zur Stadt raus war die Devise.
Nach der Überquerung der "Puente Romana" mussten wir bereits die kleinen Gänge zur Hilfe nehmen, denn heute ging's in den galizischen Bergen immer wieder auf und nieder. Da auf diesem Streckenabschnitt die letzten 100 km vor Santiago anfangen, bekamen wir sehr viele Pilgergruppen zu Gesicht. Gleich nach dem Städtchen Cea entdeckten wir die schöne Kapelle San Cristobo. Hier hatten wir wieder Glück, war sie doch wegen Unterhaltsarbeiten geöffnet. Nach dessen Besichtigung war wieder Passfahren angesagt.
So erreichten wir kurz vor Passhöhe das "Monasterio de Oseira" (Kloseter von Oseira) zu spät für eine Besichtigungstour. Aber ein lustiger, freundlicher Klosterbruder nahm es nicht so pünktlich und so erhielten wir von ihm den schönen Pilgerstempel. Er war so erfreut von unserem Besuch, dass er uns noch kleine von ihm auf Holz gemalte Christus-
Auf diesem Abschnitt mussten wir noch eine Rauchwolke eines kurz vorher erloschenen Waldbrandes durchqueren. Da die Strasse steil abwärts führte, war das Problem schnell erledigt.
Um 17 Uhr erreichten wir die Kleinstadt Silleda, wo wir nach dem Zimmerbezug im Hotel Ramos, ein bisschen herumschlenderten. Gleich neben unserem Hotel, im Restaurant El Gran Albergue (zugleich Pilgerherberge) liessen wir uns das Nachtessen servieren. Dort erhielten wir auch einen Pilgerstempel.
Mittwoch, 18. September 2013 -
Diese Nacht hatte es geregnet. Aber bis zur Abfahrt nach dem Frühstück waren die Strassen wieder abgetrocknet. Die Freude war gross. Noch 42 km, dann fahren wir in Santiago ein. Mehrheitlich auf dem Camino genossen wir noch einmal die Ruhe beim durchqueren der Eukalyptuswälder. Nur verspätet krähende Hähne und bellende Hunde waren manchmal zu hören.
Kurz vor Ponte Ulla überholten wir zwei portugiesische Pilger, deren Hilferuf nicht zu überhören war. Einer davon hatte Muskelprobleme und Christine hatte die Wundersalbe bereits zur Hand. Nach einem herzlichen Dankeschön und "Buen Camino" fuhren wir weiter und schon bald sahen wir in der Ferne die Türme der Kathedrale. Wir hatten Santiago erreicht. Noch ein paar hundert Meter zu Fuss durch die Gassen der Altstadt und dann standen wir auf dem "Praza do Obradoiro". Der Anblick der Kathedrale war, obwohl wir schon zwei mal hier waren, wieder ein spezielles Gefühl.
Nach den gegenseitigen Glückwünschen und Fotoshootings, bezogen wir das Zimmer (Zelle) in der gegenüberliegenden "Hospederia San Martin Pinario", einem ehemaligem Kloster. Später fuhren wir unsere gemieteten Bikes zur Abgabestelle in der Altstadt und nahmen Abschied von diesen Drahteseln, die uns während mehr als 1000 km pannenfrei ans Ziel brachten. Anschliessend wollten wir im Pilgerbüro die Compostela abholen. Die Pilgerschlange war sehr gross und als wir hörten, dass etwa eine Stunde anzustehen sei, haben wir uns entschlossen, zuerst bei einem Glas Sekt in einem Gassenrestaurant auf unsere Pilgerfahrt anzustossen. Bei der Rückkehr standen immer noch viele Pilger vor der Türe und weil wir diese Urkunde unbedingt noch an diesem Abend abholen wollten, standen wir 3/4 Std. an. Dann war es soweit und eine freundliche Dame überprüfte zuerst den Pilgerpass und überreichte uns dann die "Compostela". Später verbrachten wir einen wunderschönen Abend in der Altstadt. Bei einer galizischen Spezialität (Pulpo de Feria) und einem Glas "Vino Tinto", feierten wir noch bis in die Nacht hinein.
Donnerstag, 19. September 2013 -
Heute war ausschlafen angesagt. Das späte Frühstück genossen wir in einer romantischen Cafebar am "Praza da Quintana". Anschliessend ergatterten wir rechtzeitig einen Logeplatz (erste Reihe) im Seitenportal der Kathedrale für die Pilgermesse. Bald schon füllte sich die Kathedrale und platzte fast aus allen Nähten. Die Ordnungshüterinnen hatten alle Hände voll zu tun. In verschiedenen Sprachen mussten sie um Ordnung bitten. Am Ende der Messe kam zur grossen Freude der Anwesenden der rund 60 kg schwere und 60 cm hohe Botafumeiro (Weihrauchfass) zum Einsatz.
Nach der Messe besichtigten wir noch einmal die Kathedrale, bevor wir uns in den neueren Teil der Stadt begaben. Dort kauften wir ein grosse Tasche für die Rückreise. Die alte Tasche konnten wir ja nicht auf dem Bike mitnehmen und mussten sie in Sevilla zurücklassen.
Als wir zurück in die Altstadt kamen, trafen wir die am Vortag hilfesuchenden Portugiesen wieder. Sie waren trotz Muskelproblemen auch schon gestern angekommen. Christine' Salbe muss Wunder gewirkt haben. Vor dem Abendessen buchten wir im Hotel ein Mietauto für die kommende "Reise ans Ende der Welt" über Muxia nach Finisterre .
Weiter mit dem Mietauto nach Muxia / Finisterre ...>>