Jakobsweg

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Münchnerweg 2018

Berichte
 


Münchner Jakobsweg
von Marktoberdorf nach Lindau und St. Gallen
(142 km - Hm 3064 auf, 3104 ab)



Freitag, 13. Juli 2018 - Von Marktoberdorf nach Unterthingau
(12 km)

 
 

Nach einer angenehmen Fahrt mit dem Zug, erreichen wir gegen Mittag Marktoberdorf. Es ist bereits sehr heiss. Schnell begeben wir uns zum Bistro am Bahnhof, um uns für die erste Etappe zu stärken. Wir laufen weiter zur evangelisch-lutherischen Kirche, wo uns Josef mit dem Startritual und mit Beginn der Schweigestunde auf den Pilgerweg führt. Der Weg führt aus Marktoberdorf hinaus nach Talhofen. Von dort mehr oder weniger der Strasse entlang. Das Schweigen lässt alle Klänge intensiver erleben, solche die Stören und solche die Freude bereiten. Im Dorf Geisenried wird bei der Kirche die Schweigestunde aufgelöst und erste Erfahrungen werden ausgetauscht. Wir pilgern weiter nach Unterthingau. Dort sind wir im Gasthof Felderwirt einquartiert. Ein schattiger Biergarten lädt zu einem kühlen Getränk ein. Das Austauschtreffen halten wir im Wintergarten ab. Die Runde schliesst mit einer Vorschau auf den Samstag. Es ist Zeit für das Nachtessen. Wir geniessen die bayrischen Verlockungen, u.a. auch übergrosse Schweine- haxen. Wohlgenährt begibt sich die Gruppe nach und nach in die Zimmer zum wohlverdienten Schlaf.

 
 


Samstag, 14. Juli 2018 - Von Unterthingau nach Kempten
(25 km)

Nach dem Frühstück beginnen wir mit Lockerungsübungen mit Elisabeth im Garten des Gasthof Felderwirt. Nach einem Segensgebet von Josef gehen wir eine Stunde lang schweigend durch das weite Wiesland, vorbei an Bauernhöfen und geniessen die grosse Weitsicht. Bei einer kurzen Trinkpause beendet Josef die Schweigestunde.

 
 

Langsam geht es bergauf auf über 800m. In der Alphütte Beichelstein geniessen wir unsere bestellten Getränke. Wir pilgern weiter. Bald erreichen wir die Kemptner Waldkapelle welche uns zu einer kurzen Rast einlädt. Weiter geht es vorbei am Findling Dengelstein. Mit einer Höhe von über 8 Meter und einem Volumen von etwa 400-500 Kubikmeter, ist es der grösste noch erhaltene Findling im Kemptner Wald. Am Waldrand neben gefällten Bäumen finden wir einen schönen Picknckplatz, wo wir das abwechslungsreiche Essen geniessen. Nach dem kurzen Mittagsschläfchen brechen wir auf zu unserem Tagesziel Kempten. Oberhalb der Stadt geniessen wir die Aussicht und sind in Gedanken schon beim kühlen Bier im Hotelbiergarten. Bald erreichen wir die Fussgängerzone in Kempten. Nach einem erfrischendem Getränk erreichen wir unsere Herberge, das Hotel Peterhof nach 25 km bei sehr hohen Temperaturen. Vor dem Nachtessen treffen wir uns zur Austauschrunde mit den Lebensfragen die zu einem solchen Tag passen. <<Wohin gehe ich? Den Power für's Leben mitzunehmen, um etwas zu machen>>.

 
 


Sonntag, 15. Juli 2018 - Von Kempten nach Buchenberg
(14 km)

 
 

Nach dem Frühstück hält Josef die Einstimmung und Elisabeth macht uns fit für den Tag. Um halb zehn bricht die Gruppe auf zur Schweigestunde bis nach Maria Berg. Im nebenanstehenden Gasthaus erholen wir uns bei einer gemütlichen Kaffeerunde. Es geht weiter auf und ab, über eine Hochebene mit Aussicht über das hügelige Allgäu. Auf einer Liegewiese oberhalb des Herrenwieserweiher verzerren wir unser Mittags-Picknick. Der Weg am Nachmittag verläuft zwischen dem Weiher und Buchenberg über sechs Kilometer auf der Trasse des ehemaligen Isny-Bähnle. Mittlerweile ist es wieder sehr heiss geworden und wir suchen jeden Meter Schatten für ein bisschen Abkühlung auf. Bei der Ankunft im Hotel Sommerau empfängt uns eine Gartenlaube. Alle sind durstig und Doris gibt eine Runde aus. Elisabeth und Josef offerieren uns anlässlich ihres Hochzeitstag eine Torte. Nach dem Zimmerbezug begeben sich die Frauen zum nahegelegenen Moorloch, wo sie in vollen Zügen ein Moorbad geniessen. Es ist Nachtessenszeit. Elisabeth und Josef sind jetzt unsere Gäste und wir feiern ihren Hochzeitstag. Es wird getafelt, Wein getrunken, fotografiert und viel gelacht. Um etwa 22 Uhr fallen wir müde ins Bett.

 
 


Montag, 16. Juli 2018 - Von Buchenberg nach Weitnau
(18 km)

Wie jeden Morgen bringt uns Elisabeth nach dem Frühstück mit Stretching-Übungen in Schwung. Wir laufen ins Dorf um Proviant für die Mittagsrast einzukaufen. Die Sonne heizt bereits schon sehr stark. Die nächste Stunde geniessen wir schweigend durch viele Waldpassagen. Nach dem Besuch der Kirche in Rechtis laufen wir weiter Richtung Weitnau. Nach einem steilen Anstieg finden wir einen Rastplatz, der von Josef liebevoll "Rest. Zur Frohen Aussicht" genannt wird. Hier essen wir unser mitgeschleptes Picknick. Ein angenehmer Wind versüsst uns unsere Rast. Anschliessend geht's weiter über die Sonneck hinunter nach Weitnau, wo wir am frühen Abend das Dorf müde erreichen. Vor dem Zimmerbezug im Hotel Krone gönnen wir uns bei der Bäckerei einen Kaffee mit Kuchen.

 
 
 
 


Dienstag, 17. Juli 2018 - Von Weitnau nach Weiler i.A.
(25 km)

Frisch gestärkt versammeln wir uns heute unter dem Lindenbaum vor der Kirche zu den vorgegebenen Übungen von Elisabeth. Nach der Einstimmung durch Josef geht's in die Schweigestunde.

 
 

Der Weg führt aus dem Dorf ins Grüne durch Kuhweiden und über einen Bach. Hier endet die beliebte Schweigestunde. Weiter geht's zur Wendelinskirche nach Sibratshofen. Die Rast in der kühlen Kirche wird von allen PilgerInnen genossen. Nach dieser kurzen Pause steigen wir über einen schmalen Pfad und über Treppen zum Kapf hoch. Wiederum können wir einen wunderbaren Ausblick in die Weite erleben. Nach dem Abstieg finden wir in Harbatshofen einen im Bau befindenden Stall. Der Besitzer erlaubt uns dort zu picknicken. Gestärkt und ausgeruht setzen wir den Weg fort. Durch Wiesenfelder, auf und ab, erreichen wir Simmerberg. In einer Pizzeria stillen wir unseren Durst, bevor es auf die letzten 3 km nach Weiler weiter geht. Ein kurzer Platzregen sorgt für eine willkommene Abkühlung. Im Brauerei Gasthof zur Post in Weiler beziehen wir unsere Zimmer und geniessen die wohltuhende Dusche vor dem Nachtessen. Danach suchen wir den Dorfplatz auf, wo eine Dorfkapelle und eine Trachtengruppe ihr können zum Besten geben. Mit einem Schlummertrunk nehmen wir Abschied von diesem schönen Anlass.

 
 


Mittwoch, 18. Juli 2018 - Von Weiler i.A. nach Scheidegg
(8 km)

Ich liege bereits wach im Bett und punkt 7.00 Uhr erinnert mich der Handy-Wecker ans Aufstehen. Nach dem Frühstück wärmen wir unsere Muskeln mit vorgegebenen Übungen von Elisabeth. Anschliessend begeben wir uns in die Kirche St. Blasius wo Josef uns die Legende von St. Blasius erklärt. Mit der üblichen Schweigestunde beginnen wir die Tagesetappe. Eine Stunde schweigen, in Gedanken versinken und die Natur geniessen.

 
 

Es ist schon sehr heiss. Der Weg führt abseits der Strasse einem Bach entlang. Ein steiler Aufstieg treibt uns den Schweiss noch mehr heraus bevor wir den Weiler Bux erreichen. Nach einer kurzen Waldpassage hebt Josef das Schweigeritual bei einem Austausch auf. Wir laufen weiter zur Katharina Kapelle in Böserscheidegg und legen eine Verschnaufpause ein. Nach dem Abtrocknen der Schweissperlen pilgern wir weiter und schon stehen wir vor der hölzernen Martina Kapelle. Nach der Besichtigung lädt uns die freundliche Bäuerin im nebenanliegenden Bauernhof zu einer «Kälbli-Besichtigung» ein. Voller Stolz zeigt sie uns das 2-Tage alte Kälbli. Wir verabschieden uns und machen uns auf die letzten Kilometer. Um die Mittagszeit erreichen wir die Pilgerherberge in Scheidegg wo wir übernachten werden. Hospitalero Werner empfängt uns mit Bier und Wasser. Wir suchen die ideale Matratze für die nächste Nacht. Doris empfängt ihren Mann und ihren Mops die uns zum Mittagessen im Gasthof Post begleiten. Auf dem Weg dahin überrascht uns Petra mit einem Kurzbesuch. (Petra war zusammen mit Elisabeth und Josef auf dem Jakobsweg in Spanien). Nach dem Mittagessen fährt uns Hospitalero Werner zum nahegelegenen Alpenfreibad. Wir geniessen die Abkühlung unseres heissen Körpers mit einem Schwumm im kühlen Wasser. Clara offeriert uns eine feine Glace. Herzlichen Dank! Die Zeit vergeht wie im Fluge und wir verlassen diese wunderschöne Anlage. Zu Fuss erreichen wir die Pilgerherberge wo wir uns zum Austausch des Tages besammeln. Vor dem Abendessen in der Pilgerherberge geniessen wir das Beisammensein in einer fröhlichen, lustigen Runde. Nun serviert uns Hospitalero Werner das Nachtessen höchst persönlich. Die Vorspeise Salat und Melone mit Rohschinken und danach den Hauptgang gebratene Forelle mit Kartoffelsalat. Vor dem ausgiebigen Dessert unterhält uns Werner mit seiner Gitarre und Pilgerliedern. Jetzt kommt auch der Hilfskoch dazu und erzählt uns lustig-witzig von seinen Anekdoten auf dem Jakobsweg. Andere Pilgerinnen möchten es auch lustig haben und setzen sich zu uns. Werner holt wieder seine Gitarre und singt das Lied «Gute Nacht Freunde» von Reinhard Mey. Danach wünscht er uns eine gute Nacht und schlaft gut. Da kommt mir Barbara in den Sinn. "In der Pilgerherberge schläft man nicht, man übernachtet". Also, Gute Nacht Freunde!

 
 


Donnerstag, 19. Juli 2018 - Von Scheidegg nach Lindau
(23 km)

Eine recht ruhige Nacht im 8-Bett Zimmer geht zu Ende. Einzelene haben tatsächlich kein Schnarchen gehört und schliefen besser als in den Hotels. Schon um halb sieben treffen wir uns in der Kirche. Josef lässt Musik ertönen. Wir gehen langsam hintereinander durchs Labyrinth. Zusammen in die gleiche Richtung gehen und die Kraft der Mitte spüren. In der Zwischenzeit hat unser Gastgeber Werner in seiner Herberge ein feines Frühstück auf den Tisch gezaubert.

 
 

Nach einem kurzen Einturnen direkt vor der Herberge, packen wir die zweitletzte Etappe an. 23 km bei herrlichem Wetter liegen vor uns. Wir pilgern nach Lindau durch den Höhenkurort Scheidegg, runter zur Gallus-St.Mang Kapelle die wir schweigend betrachten und weiter zur Wendelinskapelle. Hier rasten wir und gehen weiter nach Niederstaufen, wo es zum Glück noch ein Dorflädeli gibt und wir unser Picknick einkaufen können. In Sigmarzell angekommen erspähen wir neben dem Pfarrhaus eine wunderschöne Gartenlaube. Sie sieht verlockend aus für unsere Mittagsrast. Die Besitzerin erlaubt uns die Stühle und den Tisch zu benutzen. Es wird heisser und heisser und nach einer guten Stunde geht's schwitzend weiter mit aufgefülltem Wasser vom kühlen Friedhofbrunnen. In Schlachters hat ein kleines Bistro geöffnet. wir benutzen die Gelegenheit für ein kühles Getränk. Der Weg führt weiter über Strässchen, Wiesen und Wälder zur Kapelle mit wunderbarem Weitblick über den Bodensee bis zum Säntis. Nach dem Gruppenfoto geht es weiter abwärts zum Monfort Schlössle.

 
 
 
 

Im wunderbaren Garten geniessen wir das kühle Nass in verschiedenen Formen und Mengen unter schattenspendenden Bäumen. Der Abstieg nach Lindau wird angepackt. Die letzten Kilometer liegen vor uns. Im Hotel Noris werden wir herzlich empfangen. Vor dem Nachtessen begeben wir uns in ein kühles Zimmer zu einer Austauschrunde. Anschliessend an das bayrische Abendessen schlendern wir durch die Lindauer Gassen zum See und geniessen den herrlichen Abend.

 
 


Freitag, 20. Juli 2018 - Von Lindau nach Rorschach / St. Gallen
(20 km)

Heute nehmen wir die letzte Etappe unter die Füsse. Durch die Altstadt mit ihren schmucken Häusern, Museen und Palästen schreiten wir zum Hafengelände. Ein Kursschiff bringt uns via Wasserburg nach Rorschach. Wir geniessen die Überfahrt, wäre es doch zu Fuss noch eine Tageswanderung. In Rorschach angekommen kauft Elisabeth zuerst den Mittagslunch ein und verteilt die Ware in die Rucksäcke. Weiter geht's ein paar Schritte hinunter zum Jakobsbrunnen. Welch Überraschung! Unser Pilger-Sepp von der Pilgerherberge St. Gallen, im Tenu des Glöckners, empfängt uns mit dem Geläut des kleinen Glöcklein. Nach dem offerierten Apérogetränk, laufen wir schweigend weiter. Es ist schon wieder recht heiss, die Sonne brennt. Der Weg führt nach Goldach zum Appenzellerweg und über die Autobahnbrücke steil hinauf zum Mötelischloss. Beim Schlossweiher beenden wir die Schweigestunde. In Untereggen finden wir bei der Kirche einen schönen Platz für das Mittags-Picknick. Ausgeruht und frisch gestärkt pilgern wir weiter. Hinunter zur Martinsbrugg, dann im kühlen Wald zum Schaugenbädli und wieder steil hinauf zum Schaugenhof. Jetzt geht's nur noch runter nach St. Gallen bis zu unserer Pilgerherberge. Ein kurzer Besuch darf da nicht fehlen. Bis zur Kathedrale sind es jetzt noch 10 Minuten. Im Dom angekommen singen wir das Lied: "Laudate omnes gentes". Wieder draussen auf dem Gallusplatz gratulieren wir uns gegenseitig mit einer herzlichen Umarmung.

 
 
 
 
 
 


Samstag, 21. Juli 2018 -  St. Gallen (Abschluss auf dem Freudenberg)

Nach dem Frühstück im ehemaligen Priesterseminar und der Besichtigung der Krypta in der Kirche St. Georgen laufen wir schweigend hinauf zu Freudenberg. Die Aussicht über die Stadt und den Bodensee passt sehr gut zu unserem Pilgermotto "Weitblick". Wir sitzen auf eine Bank unter den Bäumen am Waldrand und lassen uns bei geschlossenen Augen die ganze Woche revue passieren. Anschliessend verabschieden wir uns von dieser Pilgerreise.

 
 
 
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